EMERGING ARTISTS
Ein Forum Neuer Kunst im Ausstellungshaus der Sammlung Essl
CONNY KUNERT
Malerei
24.01.-27.01.2002
Vernissage: 24.01.2002, 19:30
Sind Sie eine eindeutige Person?
Traum vom 11.April 2000:
Habe ein Bild (Aquarell) auf einer Seite abgeschnitten. Dadurch hat sich das Bild erst richtig entfaltet - großartig. Eine männliche Figur, die an den Rand gekommen ist. Dadurch erstaunliche Wirkung! Andrea hat es auch bewundert. Sie wollte mich dazu bewegen, die Figur durch Bleistift oder Kugelschreiberstriche an den Baumstamm zu binden. Ich wollte es nicht. Das Bild würde die ganze Spannung verlieren. (Conny Kunert)
Conny Kunert: Der verkehrte Junge (2001)
Öl auf Leinwand
200 x 95 cm
© 2001 by Conny Kunert
Kunert ist als Künstlerin Autodidaktin und übt den Beruf der Psychotherapeutin aus. Ihre Kunst gilt es zu entdecken, da Kunert damit selten in der Öffentlichkeit präsentiert war. Mit 14 Jahren bekam sie die erste Staffelei von einem Künstler geschenkt, der im Haus ihrer Eltern wohnte. In der Schule zeigte man wenig Verständnis für die freie Einstellung zu malerischen Aufgaben und die unabhängige Haltung der Schülerin, die"immer anders" und "immer Künstler" sein wollte. Auch eine erfolglose Bewerbung an der Universität für Angewandte Kunst konnte Kunert nicht irritieren. Sie malte weiter und schloss ein Studium der Theologie ab, danach absolvierte sie die Ausbildung zur Psychotherapeutin.
Kunert selbst bezeichnet sich als "visuell orientierter und agierender" Mensch. Sie beobachtet viel und verfolgt den Weg der Offenheit, auch für das Fremde - eine Erfahrung und Einstellung, die ihr in ihrem Beruf als Psychotherapeutin sehr wichtig ist. Grundsätzlich geht es ihr um die Frage nach der Beurteilung und Festschreibung von Menschen und gesellschaftlichen Gruppen. Das Durchbrechen von Grenzen wie das Verschieben von Schablonen interessiert Kunert mehr als Eindeutigkeiten.
Mit ihren Bildern, die eine Mischung aus expressivem Realismus, Comic-Zeichnungen, aus Text und einer Betonung abstrakter Bildflächen bestehen, erarbeitet die Künstlerin neue Sichtweisen, die den Betrachter überraschen und irritieren können. Gleichzeitig sprechen die Werke aufgrund ihrer ästhetisch ausgefeilten Strategien im Umgang mit verschiedenen Möglichkeiten bildlicher Darstellung den Betrachter stark an, verführen ihn nahezu, denn hier findet sich die Ästhetik der beliebtesten Massenmedien wieder: Film, Comics, Fotografie, Printmedien. Kunerts Bilder sind jedoch weit entfernt von gewohnter Banalität und Oberflächlichkeit. Sie transformiert die Motive geschickt und mit malerischem Können in geheimnisvolle Bilder des Umgangs der Menschen miteinander und ihrer Welt. Kunert hat Achtung vor den Geheimnissen, sucht die Berührung mit ihnen. Ihre Bilder geben sie an uns weiter.
DR. GABRIELE BÖSCH
Galerie Sur: Empfängnisverhütung mit dem Staubsauger
Was haben die Nazis mit Palmen zu schaffen? Sie selber nicht viel. Aber ihr Hitlergruß. Und der auch nur, weil das englische "Palms" sowohl Palmen als auch Handflächen meint. Conny Kunert (bis 3. Juni bei Sur, Seilerstätte 7) fügt gefundene Bilder und Texte (etwa eine Palmenferienidylle und eine hitlerfürchtige Masse) zu irritierend abrupten, gefühlsintensiven Kombinationen zusammen, zu einer spannend frei assoziierten Bildwelt.
Wenn man einem Staubsauger den Schlauch abzieht, dann ist das Empfängnisverhütung oder - Geschlechtsumwandlung. "Dann wäre ich genauso frei wie du", heißt es zur Zeichnung aus der Bedienungsanleitung, wo gerade dem klassischen Hausfrauendomestizierungsgerät der Saugrüssel "abgewürgt" wird. Oder emanzipiert sich da jemand vom Haushalt? Oder wird der Schlauch gar angesteckt und haut mein ganzes Gedankengebäude z'amm?
Claudia Aigner
Erschienen am: 28.05.2004 Wiener Zeitung